(Nachtrag: Den Artikel habe ich schon vor ca. 2 Wochen geschrieben, aber ich vergass ihn zu veröffentlichen)
¡Fiesta Politica!
In meiner letzten Rundfahrt durch Ecuador, war ich auch glücklicherweise in Puyo.
Bärbel schrieb mir das die Indigenas ein riesigen Protest vorbereiten in Puyo. Aufgrund des „Encuentros Presedencial: Venezuela – Ecuador“.
Der Protest sollte stattfinden, da man ja den Regenwald vor weiterer Ölförderung schützen und dadurch einhergehende soziale, medizinische & ökologische Probleme vorbeugen möchte.
Stichworte sind dabei: Yasuní & ITT.
Doch als ich ankam ihn Puyo bot sich mir ein ganz und gar anderes Bild.
Statt dem grossem Protest fand im Coliseo de Puyo nur eine mehrstündige „Fiesta Politica“ statt mit Friede, Freude & Sozialismus. Bevor Rafael Correa & Hugo Chavéz tatsächlich kamen, gab es erstmal fast fünf Stunden lang (Selbst-)Bejubelung des Sozialismus. Man hatte sogar eine Jubeltruppe aus Cuba eingeladen.
From Encuentro Presedencial: Puyo, Ecuador |
„Cubanische Jubeltruppe, resp. Delegation“
Der Animateur – ein eher unterdurchschnittlicher Zirkusdirektor – kündigte dabei immer die neusten „Sensationen“ und sonstige Schaustückchen. Auch nicht zu vergessen war sein Aufpeitschen der Massen: „Und jetzt rufen alle Frauen – jetzt alle Kinder – jetzt alle Männer — und jetzt ALLLE ZUSAMMEN!“ Woraufhin die Masse dann auch immer frenetisch jubelte. Zum ersten Mal konnte ich im Ansatz verstehen warum man die Lateinamerikanische Linke als „populistisch“ abstempelt. Dagegen wirkt ein Oskar Lafontaine wie ein sachlich und logisch argumentierender Politiker.
From Encuentro Presedencial: Puyo, Ecuador |
„Feiern mit den Brürdern: Hugo & Rafael“
Nicht zu vergessen die „Sensationen“. Die Masse wurde ca. 2 Stunden lang auf diese Sensationen mental vorbereitet.
Einmal die Band „Pulso“. Die durfte sich als „Best of Socialism“ Coverband vor die Meute stellen und ca. 3-4 mal „Comandante Che Guevarra“ anstimmen. Es war interessant zu sehen, wie selbst die meisten Indigena-Dirigentes da begeistert mitsangen. Nicht vergessen: Die gleichen die noch am Vortag den grossen Protest angekündigt haben.
Zweite „Sensation“ waren zwei körperbemalte Mädchen die zur allgemeinen Begeisterung ein wenig „tanzten“. Die Cubaner sprangen hoch von ihren Stühlen und rannten nach vorne um ein Foto zu machen. Was das mit Politik zu tun hat, das weiss ich immer noch nicht. Oder es ist vieleicht einfach nur die Wahrheit: Politik ist ein Zirkus…
„Sensationell! Zwei körperbemalte Mädchen!“
Zu guter letzt tanzten dann auch noch die Kichwa, Waorani und die Shuar ihre Begrüssungstänzchen und machten so das folkloristische Omelett komplett.
Dabei waren die Waos sicherlich die witzigsten. Da einer der beiden Männer ganz traditionell daherkam, sprich unbekleidet bisauf die Kordel in die sein Penis nach oben geklemmt ist. Die anderen Gruppen verkleideten sich als Indianer und tanzten zu „Indianermusik“ aus der Dose. Auch durfte ein kleines Shuar-Mädchen nicht fehlen das dann zur Belustigung aller den Señor Ministerio zum Tanz auf forderte.
„Die neunjährige Shuara kurz bevor sie den „Herr Minister“ zum Tanz aufforderte“
Mein Fazit: Die Ecuadorianer wissen es eine politische Veranstaltung in eine Fiesta zu verwandeln und gross angekündigten Protest sang- und klanglos untergehen zulassen.
Alles in allem habe ich mich prächtig amüsiert.